„Ich werde liebevoll Opa genannt“
Montag, 31. Oktober 2016, 10:00 Uhr
Frank Schwolow wird am heutigen Montag (31.10.) 75 Jahre alt. Seit 1948 geht er zu den Spielen der Kiezkicker und ist regelmäßig als Kiebitz an der Kollaustraße anzutreffen. Klar, dass uns seine Geschichte interessiert hat.
Moin Frank, wie bist Du zum FC St. Pauli gekommen?
Das ist eine interessante Geschichte. 1948 lebten wir in Friedrichsgabe (Schleswig-Holstein), aber ich hatte eine Verwandte in der Schanzenstraße. Mit dem Onkel ihres Cousins sind wir zum Freundschaftsspiel der Kiezkicker gegen den 1. FC Nürnberg gegangen. Damals gewann der FC St. Pauli mit 5:0. Kurz zuvor hatte der Club jedoch im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft mit 3:2 nach Verlängerung gegen uns gewonnen. Mein erstes Spiel war sozusagen ein Revanche-Match. Das war eine tolle Elf. Harald Stender, Heinrich Schaffer und Karl Miller waren klasse Spieler. Viele davon sind aus Dresden gekommen, weil Millers Vater eine Schlachterei hatte. Damals wurde eben mit Essen bezahlt.
Du fährst heute immer noch zu fast jedem Spiel und gehörst dann ja wahrscheinlich zu den erfahrenen Auswärtsfahrern.
Das kann man so sagen, ja. Der Älteste bin ich auf alle Fälle. Von einigen Mitfahrern werde ich mittlerweile Opa genannt. Das ist aber liebevoll gemeint.
Kannst Du Dich noch an Deine Auswärts-Premiere erinnern?
Ja klar. Das war 1989. Wir sind mit dem Sonderzug nach München gefahren. Das Spiel haben wir zwar 1:2 verloren, aber nach der Partie wurde es richtig schön. Mit einer großen Gruppe haben wir uns vor der Abfahrt in einen Biergarten gesetzt und St. Pauli-Lieder gesungen. Plötzlich stand das Fernsehen neben uns und filmte. Als ich nachts nach Hause kam, meinte meine Frau zu mir: „Ich habe Dich im Fernsehen in einem Biergarten gesehen.“
Was war denn Deine schönste Auswärtsfahrt?
Eindeutig die zum SV Wacker Burghausen. 2002 sind wir im November um knapp 22 Uhr losgefahren. Erstmal el der Partywagen im Sonderzug aus. Stimmung war entsprechend schlecht. Dann hatten wir zwei Stunden Verspätung. Der Bürgermeister von Burghausen wartete mit einer bayrischen Blaskapelle am Bahnhof auf uns, um uns zu begrüßen. Anschließend haben wir in fünf Bussen eine Stadtrundfahrt gemacht. Mittagessen gab es in einer Schul-Aula. Das hatten wir so noch nicht erlebt. Als Gegenleistung gab es beim Rückspiel eine Hafenrundfahrt, doch die Burghäuser waren sofort seekrank (lacht).
Hast Du Dir in den Jahren irgendwelche Auswärts-Marotten angeeignet?
Ich gehe prinzipiell nicht auf die Bus-Toilette. Der Bus hält alle zwei Stunden an, da kann man sich super nach richten.
Auf welche Fahrt freust Du Dich in diesem Jahr?
Auf die Fahrt nach Fürth. Da kommen dann die Erinnerungen an den Aufstieg im Jahr 2010 wieder hoch. Was haben wir vor Glück gesungen. Die Stimmung auf der Rückfahrt im Zug werde ich nie vergessen.
Frank, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute zum Geburtstag!
(lf)
Foto: Peter Böhmer