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"Beim eSailing fällt man nicht so schnell ins Wasser"

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. So auch bei unserer Segelabteilung. Diese veranstaltet von Sonnabend (16.5.) bis Sonntag (17.5.) ihre erste Online-Regatta und die erste Regatta überhaupt. Wir sprachen mit Enno aus der Abteilung über den Wert von eSailing, die Regatta und mysteriöse Vorgänge in der eSailing-Bundesliga.  

Moin Enno. Wie viele andere Sportarten auch ist Segeln aktuell nicht möglich. Ihr habt Euch eine elektronische Alternative gesucht: eSailing. Klär' uns gerne auf.  

Die Segel-Bundesliga hat ihre Wettbewerbe ins Digitale verlagert und alle Segel-Clubs eingeladen, daran teilzunehmen. So sind wir auf das Thema eSailing gestoßen und die Geschichte nahm ihren Lauf. Der erste Spieltag hat uns gleich so gut gefallen, dass im Jugendbereich unserer Segelabteilung die Idee entstand, eine eigene Regatta zu veranstalten. Der Jolly Roger Cup war geboren. Das hat sich nun so weiterentwickelt, dass das Teilnehmerfeld international ist. Nach knapp einer Woche haben wir bereits 20 Meldungen und die Hälfte davon kommen aus der Türkei.  

Wie nah an der Realität ist eSailing?  

Vor ein paar Jahren war der Bereich eSailing noch nicht so entwickelt, das hat sich jetzt aber enorm verbessert und ist sehr nahe am Original. Strafen bei Regelverstößen werden umgesetzt, Windverhältnisse sind realitätsnah. Man kann als einfacher Segler, aber auch als Regatta-Segler eine Menge mitnehmen. Auch in Bezug auf taktische Kniffe steckt sehr viel Potenzial dahinter. Ein Freund von mir hat bei der letzten digitalen Regatta seinen Puls gemessen und festgesellt, dass der Herzschlag kurz vor dem Start auf einmal hochging. Man fiebert richtig mit. Das zeigt auch die Rückmeldung von anderen Regatta-Segler*innen. Das Schöne ist: trotz der ganzen ausgefallenen Regatten trifft man sich im Digitalen und hat auf diesem Weg eine Art von Teamgefühl. Das ist grandios. Darüber hinaus ist eSailing in dieser Form auch eine Art inklusives Segel par Excellence. Man kann das Spiel am Computer auch mit einem Eye-Tracker spielen und könnte, wenn man bewegungsunfähig ist, digital segeln.  

Was machst Du, damit auch bei Dir zuhause zumindest etwas Segel-Gefühl aufkommt? Du kannst Dich ja schlecht in die Badewanne setzen. 

Ich persönlich habe das Glück, dass mein Boot in Niedersachsen ist, ich damit aus dem Schneider bin und unter Rücksichtnahe auf die Hygiene-Vorgaben aufs Wasser darf. Ansonsten gilt ja der Spruch: Gute Segler werden im Winter gemacht. Kraftsport, Konditions- und Mentaltraining gehen immer. Das ist jetzt auch der Fall. Ansonsten kann man mit eSailing ein bisschen Gefühl wieder reinholen, wir freuen uns aber alle, wenn es wieder richtig los geht.  

Können auch nicht-Segler am eSailing teilnehmen?  

Man kann in der App segeln "lernen". So kann man an einer Segel-Schule teilnehmen und die Grundlagen des Segelns werden erklärt. Wenn man in dieser Zeit eigentlich mit dem Segelkurs beginnen wollte, ist die App eine Alternative, um sich die ersten theoretischen Schritte anzueignen. Die Rückmeldung habe ich auch von Jugendlichen bekommen. Ein großer Vorteil ist, dass man beim eSailing nicht so schnell ins Wasser fällt. Übrigens munkelt man auch, dass die Clubs, die in der eSailing-Bundesliga oben mitspielen, teilweise Unterstützung von erfahrenen eSailern, die noch nie ein Segelboot betreten haben, bekommen. Umgekehrt haben Regatta-Segler oftmals große Probleme, beim eSailing mitzuhalten – zumindest zu Beginn.  

Wie geht’s weiter?  

Nähere Informationen zum Cup und die Ausschreibung findet man auf unserer Abteilungs-Homepage. Darüber hinaus trainieren wir zwei Mal die Woche. Wer dabei sein möchte, kann sich an uns per E-Mail wenden. Das läuft bis zum Jolly Roger Cup. Wir hoffen, mit dem Angebot die aktuelle Zeit zu überbrücken und eine Alternative bieten zu können. Gleichzeitig wünschen wir uns natürlich, so schnell es geht wieder aufs Wasser zu dürfen. Mit Blick auf die aktuellen Lockerungen wäre Entwicklungen in diese Richtung wünschenswert. Und für die Zukunft hoffen wir natürlich, den Jolly Roger Cup als jährliche Regatta auch auf der Alster zu etablieren, sollte hier noch ein Slot frei sein. 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

(lf)

Foto: FC St. Pauli Segeln

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