"Wir gehen mit breiter Brust ins Derby"
Sonntag, 28. Februar 2021, 11:20 Uhr
Mit dem Derby-Heimspiel gegen den Hamburger SV geht's für unsere Boys in Brown am Montagabend (1.3., 20:30 Uhr) in Liga zwei weiter. Bei der virtuellen Pressekonferenz vor dem Duell mit dem Stadtrivalen nahm sich Cheftrainer Timo Schultz am Sonntagmorgen (28.2.) wie gewohnt viel Zeit, um die vielen Fragen der Medienvertreter*innen zu beantworten. Dabei sprach er u.a. über...
…die personelle Situation: "Finn Ole Becker hatte Anfang der Woche ein bisschen Rückenprobleme und hat dann im Kraftraum gearbeitet. Er konnte gestern aber schon wieder voll trainieren. Nicht einsatzfähig sind die Langzeitverletzten Christopher Avevor, Christopher Buchtmann und Ryo Miyaichi. Jackson hat sich noch mal operieren lassen und Buchti ist noch nicht so weit. Alle anderen sind fit und haben Lust aufs Derby."
…die Kader-Nominierung: "Das macht nie Spaß, gehört als Trainer und Spieler aber dazu. Ich weiß, dass ich mich als Spieler in einer Konkurrenzsituation um die Startelf- und Kaderplätze befinde. Jeder kann sich in der Woche anbieten. In den letzten Wochen hat sich die gestiegene Konkurrenzsituation einfach positiv auf die Trainingsqualität und auch auf das Niveau am Wochenende ausgewirkt und dann nehme ich gerne in Kauf, den Spielern sagen zu müssen, dass sie nicht dabei sind oder nicht von Anfang an spielen."
…die Vermittlung der Derby-Bedeutung an die Winter-Neuzugänge: "Es ist ein besonderes Spiel, auf das ich besonders hinfiebere. Die Jungs wissen auch Bescheid, sie kennen Derbys aus ihrer Vergangenheit. Da vielleicht auf einem anderen Niveau und nicht so extrem wie hier bei uns in Hamburg. Ein Stadtderby ist dann ja noch mal was anderes als ein regionales Derby. Wir haben das in den letzten Tagen schon thematisiert, die Jungs sprechen untereinander aber auch. Spätestens am Montag, wenn wir nach dem Abschlusstraining ins Hotel gehen, wird auch bei den Neuzugängen dieses Knistern da sein. Wir haben ein schönes Flutlichtspiel und dann müssen wir zusehen, dass wir die Stimmung auf den Platz transportieren."
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…die Musikauswahl in der Kabine vor den Spielen: "Mit der Musik, die die Jungs spielen, kann ich gar nichts anfangen. Wir haben früher AC/DC, Red Hot Chili Peppers, vielleicht auch mal Nirvana oder ein cooles Lied von Fettes Brot gehört, was uns gepusht hat. Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, was da bei den Jungs gerade so läuft. Sie müssen sich damit wohl und sich davon angesprochen fühlen."
…die Ruhe vor dem Derby und eine möglicherweise geringere Brisanz: "Es ist kein Spiel wie jedes andere, es hat auch nicht an Brisanz verloren. Man muss aber bedenken, dass die Leute durch Corona momentan mit den Gedanken woanders sind. Ich merke bei mir das Derbyfieber, meine Jungs brennen auch. Da hat sich nichts verändert. Das Drumherum ist ein bisschen weniger, das kann man auch nicht wegdiskutieren. Der letzte Funke, die Emotionalität und dieses Besondere fehlt, wenn die Fans nicht da sind. Nicht nur das Spiel, sondern das ganze Drumherum in den Tagen zuvor und während des Spiels auf den Tribünen macht das Derby so besonders. Das fällt in diesen Corona-Zeiten leider weg."
...die leeren Ränge und die fehlende Derby-Stimmung: "An diese Situation musste man sich als Spieler gewöhnen. Wir haben unsere Wege gefunden, wie wir unsere Abläufe trotzdem so optimal wie möglich gestalten. Es ist einfach so, dass Fußball ohne Fans nicht wirklich Spaß macht. An Motivation wird es uns deswegen aber nicht mangeln. Das gewisse Kribbeln ist bei den Jungs da, sie freuen sich aufs Derby. Von Training zu Training ist mehr Feuer drin, da muss ich die Jungs nicht groß antreiben. Es geht eher darum, die Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. In den letzten Spielen hat man gesehen, dass die Mannschaft zunehmend lauter und selbstbewusster auf dem Platz wird, sich gegenseitig pushen kann. Es wird auch am Montagabend wieder ein entscheidender Faktor sein, wie wir als Mannschaft miteinander und füreinander spielen."
…das eigene Spiel: "Wir müssen zusehen, dass wir von Anfang an auf dem Platz sind, immer wieder Druck auf den Ball ausüben, unangenehm sind, von unserer Seite aus für Derby-Stimmung sorgen und die Zweikämpfe suchen. Das wird das Entscheidende sein. Wir werden nach vorne spielen. Wenn's nach mir geht, kann es gerne viele Chancen und Tore geben. Wir werden alles dafür tun, das Spiel zu gewinnen."
…die eigene Defensive: "Wir müssen zusehen, dass wir uns in allen Spielphasen weiterentwickeln. Es ist offensichtlich, dass wir es im Laufe der Saison noch nicht geschafft haben, unsere Defensive dauerhaft so zu stabilisieren, dass wir zwei, drei Mal hintereinander zu Null spielen. Da spielen mehrere Faktoren rein, warum es so ist. Es ist ein Prozess und wir sehen auch unsere Fortschritte. Leider zeigt sich das am Wochenende noch nicht auf dem Platz. Die Abwehrarbeit fängt bei den Stürmern an, die Abläufe sind allen klar. Zuletzt haben wir gut und mutig nach vorne gespielt, dann nimmt man auch mal in Kauf, dass die eine oder andere Umschaltaktion für den Gegner dabei ist. Da sind wir gerade noch dabei, die Balance zu finden."
…die Offensive des Stadtrivalen: "Wir haben uns einen Plan gemacht, wie wir ihre offensive Wucht eindämmen wollen. Sie machen es als Mannschaft mit vielen Positionswechseln und tiefen Laufwegen gut. Darüber hinaus haben sie Spieler im Zentrum und auf den Flügeln, die mit ihrer Schnelligkeit oder der individuellen technische Stärke Eins-gegen-Eins-Situationen auflösen können. Das wird für unsere Defensive und für uns als Mannschaft eine ordentliche Aufgabe."
…Guido Burgstaller und Simon Terodde: "Beide sind gut drauf und haben ihre Qualität, das weiß auch der jeweilige Gegner. Als Stürmer profitierst du immer von deinen Mitspielern. Es wird auch entscheidend sein, wie man es als Mannschaft regelt und wie man als Mannschaft auftritt. Es wird aber nicht das Duell Burgstaller gegen Terodde, sondern FC St. Pauli gegen den HSV."
…die Verteilung der Favoritenrolle: "Die Saison ist ja kein Sprint, sondern ein Marathonlauf, wie jemand mal sinnbildlich ganz gut gesagt hat. Nimmt man die Tabelle, die Voraussetzungen und den Anspruch, dann ist der HSV eher in der Situation, das Spiel unbedingt gewinnen zu müssen, damit sie oben dranbleiben, um ihr Ziel, den Aufstieg, auch zu verwirklichen. Wir haben momentan eine gute Phase. Das wissen wir auch, das weiß auch der HSV. Entsprechend gehen wir auch mit breiter Brust ins Derby. Ich gehe davon aus, dass es ein Duell auf Augenhöhe wird und es keinen wirklichen Favoriten gibt."
(hb)
Fotos: Witters