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"Wir dürfen nicht nur an unsere eigene Gesundheit denken"

Cheftrainer Jos Luhukay sieht sich in Zeiten der Corona-Pandemie vielen neuen Herausforderungen gegenüber. So gilt es, die Mannschaft trotz aller Unsicherheiten möglichst gut auf die momentanen Gegebenheiten und die zeitlich kaum planbare Rückkehr ins Mannschaftstraining einzustellen. Wir sprachen mit ihm über die aktuelle Situation.

Hallo Jos, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst. Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Dir und Deiner Familie?  

Danke der Nachfrage – uns geht es gut.

Wie sieht Dein Alltag aktuell aus?  

90 Prozent des Tages bin ich zuhause. Außerdem vermeide ich soziale Kontakte und halte mich so genau wie möglich an die empfohlenen Maßnahmen. Wenn es geht, versuche ich, mich durch Bewegung abzulenken. Ich wechsle das ab: Einen Tag mache ich eine Runde mit dem Mountainbike, den nächsten Tag gehe ich für eine Stunde joggen. So bekomme ich den Kopf am besten frei.

Wie geht man damit um, wenn man als Fußball-Trainer nur indirekt mit seiner Mannschaft arbeiten kann? 

Das ist schwierig, weil ich im Prinzip gerade meinen Beruf nicht ausüben kann. Aber ich mache mir viele Gedanken darüber, was wir bisher in dieser Saison mit der Mannschaft erarbeitet haben. Das reflektiere und analysiere ich zurzeit sehr gründlich.

Wie läuft die Kommunikation mit deinen Kollegen? 

Das geht gerade nur telefonisch. Das ist nicht einfach, aber wir machen im Trainerteam das Beste daraus. Aktuell sind vor allem die beiden Athletiktrainer Karim Rashwan und Christoph Hainc Scheller sehr gefragt.

Wie sieht denn die Rolle der beiden aktuell aus?

Sie machen eine fantastische Arbeit und sind täglich im Kontakt mit den Spielern. Sie übernehmen die Auswertung und Steuerung der Trainingseinheiten, die die Spieler zuhause umsetzen. Sie sind sehr engagiert und geben uns regelmäßig Feedback.

Welchen Beitrag kann die medizinische Abteilung leisten?

Die Physiotherapeuten und Mannschaftsärzte tauschen sich ebenfalls täglich aus und stehen der Mannschaft als Ansprechpartner für alle Fragen zur Verfügung. Sie tun alles, um die Mannschaft auch aus der Ferne zu unterstützen.
Unser Mannschaftsarzt Dr. Volker Carrero hat der Mannschaft und uns zudem bei unserer letzten gemeinsamen Trainingseinheit einen Vortrag über das Coronavirus sowie die nötigen Schutzmaßnahmen und Verhaltensrichtlinien gehalten.

Wie erlebst Du die Spieler aktuell?

Ich bekomme natürlich täglich die Auswertungen der Leistungen von Karim und Christoph. Ich muss sagen, es gibt mir ein gutes Gefühl, wie die Spieler mit dieser schwierigen Phase umgehen. Sie verhalten sich professionell und arbeiten sehr intensiv. Davor habe ich sehr großen Respekt, gerade weil sie eigentlich viel lieber auf dem Platz stehen würden. Das verlangt viel Disziplin, aber alle ziehen hervorragend mit.

 

Jos Luhukay: "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wie die Spieler mit dieser schwierigen Phase umgehen."

Jos Luhukay: "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wie die Spieler mit dieser schwierigen Phase umgehen."

Wie kannst Du die Mannschaft zusätzlich unterstützen? Gibt es bestimmte Aspekte, auf die man nun ein größeres Augenmerk haben muss? 

In erster Linie hoffen wir, dass wir alle gesund bleiben. Das ist zunächst das Allerwichtigste. Wir achten sehr genau auf die Empfehlungen der Behörden und leiten die Maßnahmen an die Spieler weiter. Wir müssen in dieser Hinsicht vorangehen, soziale Kontakte vermeiden und Abstand zu unseren Mitmenschen halten.

Worauf bereitest Du Dich und die Mannschaft nun vor? 

Die größte Herausforderung ist momentan, dass alle Spieler gesund bleiben und für den Zeitpunkt, an dem wir wieder im Team trainieren können, fit sind. An diesem Tag X, an dem es weitergehen wird, wollen wir natürlich an unsere vorherigen Leistungen anknüpfen.

Ist die momentane Ligapause für die verletzten Spieler eine Möglichkeit, um wieder zum Rest der Mannschaft aufzuschließen?

Das ist unsere Hoffnung. Christopher Avevor und Christian Conteh bekommen so zusätzliche Zeit, um den Anschluss herzustellen. Und auch für Henk Veerman besteht die Möglichkeit, dass er wieder dabei sein könnte, wenn irgendwann wieder gespielt werden sollte.

Aspekte wie Gegneranalyse dürften momentan keine große Rolle spielen, oder?

Das ist aktuell kein Thema. Wir nehmen zurzeit die Herausforderung an, alle Spieler auf einem guten Fitness- und Konditions-Level zu halten. Wenn wir dann wieder gemeinsam trainieren können, kommt sicherlich auch der Zeitpunkt, an dem wir unseren Blick auf den nächsten Gegner richten können.

Was kann man als Trainer denn gut von zuhause aus planen?

Das ist gerade nicht einfach. Aber ich mache mir viele Gedanken für den Moment, an dem wir wieder an der Kollaustraße zum Training zusammenkommen können. Das sind Überlegungen darüber, wie wir das Training planen und strukturieren möchten.

Zurzeit werden viele historische Spiele wieder im TV und im Internet gezeigt. Welches Spiel würdest Du Dir noch einmal gerne in voller Länge angucken und warum?  

Als Fußballliebhaber habe ich sehr viele schöne Spiele gesehen und auch selbst erlebt. Da fällt es mir schwer, ein einzelnes herauszuheben.

Was ist Dein Rat an die Fans? Was kann und sollte jeder Einzelne tun? 

Wir alle erleben eine außergewöhnliche Situation und große Unsicherheit. Ich hoffe, dass unsere Fans und alle anderen Menschen die empfohlenen Maßnahmen umsetzen. Wir dürfen nicht nur an unsere eigene Gesundheit denken, sondern auch an die Gesundheit unserer Mitmenschen. Wir können das nur gemeinsam schaffen, darum müssen wir das sehr ernst nehmen.

Vielen Dank für das Gespräch, Jos!

 

(hbü)

Fotos: Witters

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